– Der Versuch eines Fazits zu unserer Reise –
Wir sind gut und rechtzeitig angekommen, wir waren einen Tag früher zuhause als es nötig gewesen wäre – alles super also?
Ganz so einfach ist es nicht! Wir haben mit Anfahrt und Rückreise jeweils zweieinhalb Tage unterwegs verbracht, der wunderschöne Tag am Wörthersee während der Hinfahrt war ja eine echte Unterbrechung, deswegen rechne ich den nicht mit. Das muss man schon wollen, und das ließe sich mit einem anderen e-Auto auch anders regeln. Andererseits haben wir mehrere Orte kennengelernt, die wir anders möglicherweise nie gesehen hätten, und die wir gerne noch einmal länger besuchen werden.
Rein technisch ist es jedenfalls kein Problem, eine solche Strecke (insgesamt haben wir gut 2800km zurückgelegt) mit einem Auto wie der ZOE zu „machen“! Es gibt für die in diesem Auto verbaute Technik ausreichend Ladesäulen an der Strecke, um ohne Reichweitenangst anzukommen. Gleichzeitig sieht man noch soviel mehr Lademöglichkeiten für CCS, dass allein die Möglichkeit, diesen Anschluß nutzen zu können, die Streckenplanung extrem vereinfachen würde; die dann höhere Ladegeschwindigkeit und die damit verkürzten Pausen kämen noch hinzu.
Der Stromverbrauch errechnete sich übrigens aus den Abrechnungen der Ladevorgänge auf durchschnittlich 17,4kWh/100km, der Bordcomputer errechnete einen Durchschnitt von 15,3kWh/100km. Diese Differenz mag für Nicht-e-Fahrer:innen komisch erscheinen, jeder einzelne Ladevorgang ist aber leider verlustbehaftet, da auch die Elektronik, mit der die Aufladungen gesteuert werden (Details lasse ich mal weg) Strom verbraucht. Insgesamt ist das ein ordentlicher, für eine ZOE unter den vorgefundenen Bedingungen normaler Verbrauch. Von der Energiebilanz entspricht dieser Verbrauch einem Spritverbrauch von unter 2Liter/100km… Es gibt übrigens durchaus bezahlbare e-Autos, die mit dem gleichen Verbrauch schneller hätten gefahren werden können, die also noch effizienter unterwegs sind. Dazu muss das jeweilige Auto auch weder kleiner noch leichter sein.
Errechnet man mit dem EnBW-Roaming-Preis für eine kWh von 42ct den „Spritpreis“ pro 100km, so ergibt sich dieser zu 7,31€, ebenfalls akzeptabel.
Würden wir also das Ganze nochmal genau so machen? Eher nicht, das liegt aber nicht an der Elektromobilität an sich, sondern daran, dass sich die Rahmenbedingungen rasant verändern. In der Planungsphase dieser Reise wäre es noch umständlich gewesen, ein e-Auto mit anderen technischen Voraussetzungen zu mieten. Inzwischen bietet beispielsweise Sixt in Bremen (in bisher nur einer hiesigen Vermietstation, aber eben problemlos erreichbar) e-Autos normal zur Miete an. Unser Leasing läuft nächstes Jahr aus, dadurch werden wir die Möglichkeit haben, selbst auf ein besser langstreckentaugliches Auto umzusteigen, also auf eines, dass sowohl CCS kann als auch an diesem Anschluss erheblich schneller lädt.
War es also doch zu früh, so etwas auszuprobieren? Ganz sicher nicht, denn es hat ja funktioniert, und wer eher den Weg als Teil des Zieles begreift und gleichzeitig die Möglichkeit hat, vor und nach einem Aufenthalt an einem Ort mehr Zeit für An- und Abreise zu investieren, kann dadurch tolle zusätzliche Orte kennenlernen.
Wir sind altersmäßig inzwischen eher zielorientiert und werden deshalb sicher wieder elektrisch auf Tangoreise gehen, dann aber höchstwahrscheinlich mit einem anderen e-Auto.